Piz Palü


Nebel umwaberte uns, nur beleuchtet von unseren Stirnlampen, bewegt von einem leichten, kühlen Wind. In der Ferne schienen ein paar wenige Lichter – Seilschaften, die noch vor uns gestartet waren. Abgesehen von diesen jedoch war es totenstill. Es war zehn vor fünf am Sonntagmorgen, als wir in Richtung Piz Palü aufbrachen. Zuerst mussten wir den Gletscher über einen steinigen Pfad hinter dem Pitz Trovat erreichen. Auf dem Gletscher angekommen, war es schon ein wenig heller, doch noch war nicht daran zu denken, die Stirnlampen auszuschalten. Nachdem sich alle Teilnehmer angeseilt und die Steigeisen montiert hatten, konnte der Hauptteil unserer Tour in Angriff genommen werden. Bläulich schimmerte der Gletscher, beleuchtet von einem fast übernatürlichen Licht. Noch immer blies ein zügiger Wind, aber die Sonne wagte sich mehr und mehr hinter den Bergen hervor. Der Nebel wurde immer heller, immer weisser, sodass man nun auch die Stirnlampen ausschalten konnte. Über furchterregende Spalten und vorbei an imposanten Eisbrüchen bahnten wir uns unseren Weg über den Gletscher. Nun waren wir schon am Schnapsboden vorbei und marschierten weiter. Plötzlich hörten wir die Seilschaft unter uns rufen. Ein Unfall? Bangend blickten wir uns um und dann sahen auch wir, was sie uns sagen wollten: Der Nebel riss auf und gab einen ersten Blick auf einen tiefblauen Himmel frei. Zum Glück! So konnten wir doch noch die Aussicht auf dem Gipfel geniessen. Je näher wir aber dem Skidepot kamen, desto stärker blies der Wind und der Nebel verdichtete sich erneut. Durch den jetzt schon fast stürmischen Wind kämpften wir uns weiter bis auf den Ostgipfel. Dort wartete schon die Enttäuschung auf uns; wegen des Nebels konnte man kaum zehn Meter weit sehen. Trotzdem beschlossen wir, doch noch den Gipfel zu besteigen. Als wir uns den Grat entlangkämpften, riss plötzlich der Nebel auf und – wir trauten unseren Augen kaum – ein atemberaubendes Panorama verzauberte uns. Der Abstieg war eine kurze Sache, das Wetter war dieses Mal auf unserer Seite und wir kamen ohne Probleme wieder auf der Diavolezza an. Dort feierten wir unsere Gipfelbezwingung, die, zum Glück, verletzungsfrei und problemlos verlaufen war. Es herrschte eine fantastische Stimmung unter uns, die Gruppe verstand sich hervorragend. Leider war dann die Tour auch schon vorbei, doch die Erinnerung an sie wird sicher bleiben, es war schliesslich für die meisten von uns die persönliche Erstbesteigung dieses fantastischen Berges gewesen.

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